Der Philosoph


Ach du Scheiße, der Philosoph ist da. Sitzt da, als ob nichts gewesen wäre, aber so läuft das nicht mein Junge. Da kommst du nicht mehr raus. Du kannst hier nicht einfach rumsitzen, und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Urinfarbenes Jacket, arschgelackte, braune Schuhe, so ein scheiß pastorenartiges Hemd (so ohne vernünftigen Kragen, oder ist das asiatisch?), eierschalenfarbene Hose. Alles sitzt schlecht. Die Socken sind schwarz – es ist die Hölle. Bubikopfartiges Haargeflecht auf dem Kopf und ein Damendreitagebart im Gesicht. Ich glaube es nicht, das kann sich kein Mensch vorstellen. Der guckt mit so einem arrogantintellektuellen Blick durch die Gegend, ich muss mich beinahe übergeben. Katy Perry macht schon die Augen zu, sie kann es auch nicht mehr ertragen. Was hört der da (es sind keine weißen Kopfhörer, also welche von der Konkurrenz)? Sloterdijk? Ja, hörst du den? Wichser. Das gibt es nicht, wie kann man nur so in der Gegend herumglotzen? Der heißt trotzdem nur Peter. Kein Mensch will deine beschissenen Thesen und Analysen hören. Halt die Fresse. Auch der Hipster (er wird immer dicker) dreht sich angewidert weg. Das darf nicht wahr sein, ich halte es nicht aus. Jetzt guckt der auf sein Telefon. Ich fasse es nicht. Warum, um alles in der Welt, muss der denn jetzt auf sein Telefon gucken? Das ergibt doch gar keinen Sinn. Das ergibt hier doch alles gar keinen Sinn! Jetzt muss ich schon Ausrufezeichen benutzen. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Würde Sloterdijk so etwas tun? Frag dich das, würde er das tun? Ich weiß es nicht. Weißt du es? Ich weiß, dass ich nichts ____. Na, weißt du es? Eine Lehrerin liest ein Buch (zwölftausend Seiten). Sie flüchtet sich in ihre Phantasiewelt. So etwas kennt der Philosoph gar nicht. Der kennt nur Sloterdijk. Oder seine Weltthese. Wenn morgen die Welt nicht nicht untergehen könnte, warum fahren wir denn dann überhaupt Bus?