Das ist Hamburg, hellweißbrennt


Okay, wie besoffen kann man um halb acht sein?

Wenn man zu viele Sachen gut findet, braucht man zu viele Leben.

Hamburg ist arschgrauer Himmel, und die Sonne scheint trotzdem. Und die Segler auf der Alster (halten den Traum jeden Hamburgers hoch).

»Frau Gerti, ach sie gehen eine Woche in Urlaub und haben schon ab Mittwoch Angst, es nicht zu schaffen?«, ich fahre an zwei Hochhäusern vorbei, und in einem davon arbeitet eine, die ist ein Kunde bei mir, also da, wo ich arbeite.
»Ja, also nein – ich meine…«, äh, halt die Fresse!

Sitze da wie ein Clochard. Also ein Penner. Keine Haltung. Also, ey, das hat nichts mit Nazis zu tun.

Reiße eine Rapsblüte ab, als ich dem Bus hinterherrenne. Es nützt nichts, er wartet nicht, ich zücke mein Katana-Schwert und töte ihn.

Das ist Hamburg. Der Himmel ist schwarz. Und doch brennt es ein Stück. Was ist das für eine Farbe? Hellweißbrennt. Gibt es die Farbe?, egal, jetzt gibt es die Farbe.

Ich bin stockbesoffen und trete Menschen auf die Füße. Diese Farbe ist Hamburg. Um Gottes Willen, ich habe den Himmel gesehen. Ich weiß jetzt, was ich will, ich brauche keine Berge. Ich brauche nur den Himmel. Hellweißbrennt. Ich sehe ein Bild, es ist perfekt. Ich stehe am Deich, die Elbe liegt da, wie Dornröschen, so ruhig. Der Wind schweigt, und das Wasser ist Frieden. Mein Herz wird ganz ruhig. Und ich sehe in der Elbe, was Hamburg für mich ist: hellweißbrennt. Ich weiß jetzt, was ich will. Ein Haus im Niemandsland mit einem Blick zum Horizont. Und da ist niemand, der mich vollbaut oder anscheißt. Ich bin frei. In meiner Stadt, in der ich lebe. Hamburg, hellweißbrennt.

(Fußnote: Ich blicke einer Straße entlang, bis zum Horizont. An ihrer Füße liegen die Vierlande, Feld und Wiesen, und Fuchs und Deiche, immer weiter, da sehe ich die Schlote der Stadt, den Turm, der wacht, und die Kirche, die schweigt. Da sehe ich die Stadt, die Stadt, die mich mag. Hamburg, Vielande, an mir ist dir ein Kind verloren gegangen, das du noch missen wirst, wenn du willst*.

* Du weißt, wen ich meine, das Haus, das ich liebe.)

(Und manchmal denke ich, es ist gut, dass du da bist, Alkohol, denn du gibst mir den Mut, zu sagen, wie es ist.)

(Die unfassbar hässlichen Gothic-Typen haben es übrigens auch angebetet, Hellweißbrennt.)

Merke, gegen Topinambur kannst du nicht gewinnen.