BWL geht so


Bahn, mal wieder alles voll. Vor mir sitzt so ein Informatiker-Nerd und liest ein Buch (völlig egal wie viele Seiten). Meine Mutter ist spannender. Neben ihm sitzt ein BWLer – Krawatte, Hemd, Blick. Falsche Schuhe und noch schlechtere Socken. Hat nichts drauf der Kerl. Trifft sich nachher noch mit seiner Ex um heimlich über alte Zeiten zu reden. Der neben mir beobachtet mich durch das Spiegelbild einer Scheibe. Das ist ein echter BWLer – cremefarbener Trenchcoat, lockeres Hemd, feine Hose, gute Schuhe. Der zieht dich über den Tisch, so, wie es sich gehört.
»250.000.«
»300.«
»Niemals.«
»300.«
»300.«
So macht der das, kein Problem. So, wie es sich gehört.

Die neben mir muss stehen und hat somit einen unverblümten Blick auf meine Schreibergüsse. Jetzt, wo sie die liest, ist es ihr peinlich, dass ich sie durchschaut habe. Aber Bock hat sie ja, das spürt man einfach. Was macht sie wohl gleich?, kann ja nicht ewig so tun, als ob sie nicht mitlesen würde. Setz dich ruhig auf meinen Schoß, wenn du woanders keinen Platz findest.
Der BWLer (der richtige) hat jetzt eine Brille auf. Wow, jetzt geht es richtig los:
»1.500.000. Darüber geht nichts.«
»2.5«
»2.5«
Jetzt bekommt die über mir noch mehr Bock, weil ich über so hohe Summen schreibe. Jaja, sei beeindruckt, du darfst ruhig beeindruckt sein. Schließlich sitzt nicht alle Tage einer in der Bahn, der so verhandlungssicher ist.
»Sex?«
»Wie bitte?«
»Jetzt.«
»Gut.«

Die, die vor mir steht (hat auch keinen Sitzplatz), sieht auch so aus . Reine Haut ist ein Segen. Jetzt leckt die sich mit der Zunge über die Lippe, ist kein Witz. Ich werde ganz geil. Dabei ist es noch nicht mal 10. Vor lauter Zahlen komme ich ganz durcheinander.
Plötzlich fährt die Bahn an, um Sekunden später wieder zu bremsen. Hat sich wieder jemand vor die Bahn geworfen? Vielleicht der BWLer, der es nicht drauf hat.

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