Die Diktatur der öffentlichen Verkehrsmittel


Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich sagen soll, aber es ist wie immer. Besoffen. Da sitzt ein Massenmörder. Er ist Bauer und irgendeinem Acker entlaufen. Trägt ein Cap, das hat er sich tief ins Gesicht gezogen. Weiß auch nicht, das sieht man einfach. Dazu fügen sich seine Pantoffel perfekt ins Bild. Er schnarcht. Das darf ja wohl nicht wahr sein. Seine armyfarbene Weste, in der eine Bierdose (ich weiß nicht, welche Marke, so was wie Ernte 23 oder so) steckt, lässt keinen Zweifel daran, dass wir es hier eindeutig mit einem Psychopathen zu tun haben. Ach ne, das sind ja Zigaretten. Jedenfalls isst der kleine Kinder. Schläft die ganze Zeit. Der schläft, obwohl der Busfahrer schon drei Schweine, vier Rinder und acht Kühe mitgenommen hat.

Da ist er wieder. Außen Short, unten Long. Der schwarze, kleine Pornodarsteller. Der hat ja Riesenhände. Wirklich wahr, riesige Hände sind das, aber einen winzigen Körper. Und einen Riesenpenis. Muss so sein. Ist immer so. Gerechtigkeitsausgleich nennt man das. Der sitzt einfach so da und tut nichts. Denkt auch an nichts. Denkt an nichts mit seinen riesigen Händen. Außer an seine Hände vielleicht: »Mann, warum sind meine Hände nur so groß? Ich verstehe das nicht. Dabei bin ich doch so klein. Hm, na gut, aber mein Penis ist ja auch groß, vielleicht gibt es da einen Zusammenhang.«

Eine Schonschöne. Also die ist schön, aber nur schon schön. Man kann es sich mit ihr vorstellen, aber danach lässt man sie wieder fallen. Auch schon wieder geil irgendwie. Die Haare sind so Mauerblümchen. Geht also gar nicht, aber irgendwie will ich trotzdem. Na ja, wie das Leben. Es nimmt dich manchmal, dann lässt es dich wieder fallen.

O Gott, Russendisko. Nur minderjährige Dicke. Auch Frauen. Die stehen so rum und sprechen eine Sprache, die ich nicht kenne. Dann fliegen sie durch den Bus, weil der wieder eine Kuh mitgenommen hat. Wird auch immer schlimmer auf dem Land. So hier draußen sagt man auch nicht mehr Hallo.

Pädophil. Gelbgraukariertes Hemd. Rothaarig. Brille, Kopfhörer. Ich lese den Satz, aber ich erinnere mich nicht. Muss ein verdammter Wichser sein. Wie kann man auch so aussehen? Scheiß Alkohol, ich weiß nicht es nicht mehr. Liest sein Buch, als ob nichts wäre. Aber Sein ist! Und deine Ausgeburt geschwürartiger Gedankenklumpen ist eine Strafe für die Welt. Was würde Jesus tun? Ich weiß es nicht.

Da ist so eine – ist, ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll, sitzt, sitzt sich durch den Bus, schmarotzt, was weiß ich –, die fragt, wo ich hinwill. HVV. Die ist vom HVV oder so und fragt, wie ich die öffentlichen Verkehrsmittel nutze.
»Gar nicht. «, sage ich. »Ich werde benutzt. Ich bin passiv. Ich bin ein Opfer, Herrgott. Die Diktatur der öffentlichen Verkehrsmittel herrscht. Jonathan Meese ist tot. Infantiles Etwas. Die Verkehrsmittel haben die Kontrolle übernommen. Sie wollen uns peinigen, beschneiden – übrigens auch im wörtlichen Sinne –, assimilieren. Mein Geist liegt in totaler Kontrolle des Busses. Ich pinkel mir in die Hose und er sagt Bravo. Was soll das? Was sagt mir das? Wer sind die? Ein Bus ist ein Auto ist ein Terrorist. So sieht es nämlich aus. Ich kann es mir nicht anders erklären.«
»…«
(»War ja klar – …«)
Die will ich ficken. Warum fragt die mich nicht? Da ist noch eine. Alt. Die soll mich nicht fragen. O Gott, die andere fragt den Philosophen (!)! Wie sieht sie mich wohl? (Psychopath.)
Schiefe Brücke.

Der Busfahrer fährt wie ein Hänker, und eine alte, kleine Pornodarstellerin findet es geil. Die ist da ganz anders. Das erregt sie oder so. Au toll, noch ein Schwein. Ich weiß es nicht. Kann sich kein Mensch vorstellen.

Tiefstack, Umsteige. Ich hasse den Untergrund.

Andreas Mayer. Die Straße ist ewig.

Moin.