Enttäuschung, Verzweiflung, Frustration – der ewige Kampf um den Sitzplatz ist verloren. Für die meisten. Aber nicht für mich. Denn ich habe neulich bei Kill Bill II Karate gelernt. Und so habe ich mein Katana-Schwert gezückt und allen Kontrahenten den Kopf abgeschlagen, so mit Blutfontäne und so (hat dieses Wort schon jemals jemand geschrieben?). Macht man das so im Karate? Sagt man das so, im Karate? Oder bei Karate? Na jedenfalls ist jetzt alles rot, aber ich sitze. Hiro Protagonist hätte das sicher auch so gemacht.
Es ist so voll, dass mir alle Welt beim Schreiben zuguckt. Was denken die jetzt wohl? Voll der Psychopath (Alter!) oder so. Bekomme Platzangst. Die Bahnkörper dringen ineinander. Geht gar nicht anders. Sonst würde nach der ersten Station schon keiner mehr reinpassen. Die eine guckt aber auch schon mal ganz genau hin – ja, ein Handy, genau, ja, so nennt man das.
»Hallo.«, ich schreibe.
»…«, sie antwortet nicht.
»Hallo?«
»…«
»Hallo!«
Nützt nichts, habe alle Satzzeichen durch, Gedankenlesen ist wohl doch nicht so einfach. Ein Ellenbogen materialisiert sich in meinen Kopf, vielen Dank, ich wollte immer schon mal wissen, wie ein Ellenbogen von innen aussieht. Das kann man bestimmt auch bei Knien machen. Dann muss das der Arzt nicht immer erst aufpusten und so (Peng), sondern geht am besten gleich in die S21 und steckt sich da ein Knie in den Kopf. Dann sieht er dann schon, was das Problem ist. Und auch andere medizinische Fortschritt könnte man viel besser in der Bahn erzielen. Man kann sich ja schließlich auch andere Körperteile in den Kopf schieben. Auch psychologische Feldstudien hätten eine ganz andere Grundlage. Panikbewältigung, die schon erwähnte Platzangst, ADS, ADHS, triebhaftes Alles-anfassen-was-nicht-bei-neun-auf-den-Bäumen-ist-Syndrom und so weiter und sofort. All das wären ungeahnte Erkenntnisse, denen wir sonst niemals auf die Schliche gekommen wären. Ein kleiner Schritt für die Bahn, ein großer Schritt für die Menschheit. Danke Bahn. DB.
Hauptbahnhof. Alle steigen aus. Mist alle steigen auch wieder ein. Vor mir sitzt eine, die ist echt geil. Bis auf die peinliche I<3NY-Mütze. Die weiß noch nicht ganz, wo sie hinwill. Mantel, Schuhe, Schal, Strumpfhose – alles noch nicht ganz so gut aufeinander abgestimmt.
»Ey, ich bin aber auch geil!«, eine guckt wieder auf mein Handy, und ich kann ja doch Gedanken lesen.