Da geht einer, der ist schon zu klein, hat aber auch noch Sachen an, die sind auch zu klein. Ein Doppeltzukleiner. Es geht ihm schlecht, aber ich kann ihn nicht mit nach Hause nehmen.
Da sitzt Carmen.
»Roooooobert!«, o mein Gott.
Die redet von Journalismus in den USA. Das muss die verwechseln.
»Da verdiene ich viel zu wenig, ich meine…«, »…Traumtänzerdenken, ich muss ja auch mein Studium finanzieren. Da muss man ja mal die Relation sehen.«, kann nicht sein. Die verwechselt ihr Leben.
Kommt eine rein, die redet wirklich von Carmen, dass die noch was über hat und so. Zufall?
Dahinten sitzt ein Seemann. Der hat Sehnsucht. Nach Meer. Nach was sonst? Der fragt sich die ganze Zeit, was die Bahn mit dem Meer zu tun hat, und was er hier soll. Sympathisch. Dann geht er. Vielleicht ist er auch Gärtner. Auch gut.
Da sitzt eine Ovale. Alles ist oval an der. Oval of Olaz (ha ha). Sie ist ein Orakel. Was sagt sie mir?
»Oval.«
Gut, da hätte ich jetzt mehr erwartet. Vielleicht ist sie auch Hauptdarstellerin im Kabinett des Schreckens, früher wäre die im Zirkus ausgestellt worden.
Jetzt sitze ich da und wetze mein Katana-Schwert. Denn ich habe mal wieder den Bus verpasst. Er ist zu früh gefahren. Der nächste Busfahrer wird also direkt das Schwert in seine Eingeweide gerammt bekommen. Dann, wenn er noch leben sollte, werde ich ihn häuten – auf die mongolische Art und Weise –, und wenn er dann immer noch leben sollte, werde ich ihn enthaupten. Es wird ein Fest. Ob er Schuld hat oder nicht, ist mir egal. Der Bus ist schuld. An sich. Alle Busfahrer sind gleich. So auch alle Busse. Also erfährt er seine gerechte Strafe. Ich habe ja schließlich nichts besseres zu tun, als neben irgendwelchen Idioten an einer scheiß Bushaltestelle im Scheißindustrieniemandsland zu sitzen und auf den Bus zu warten. Vielleicht rufe ich auch den Gottgeist der Mafia und lasse ihn gleich alle öffentlichen Verkehrsmittel im Meer versenken. Gut, da bräuchte man eine Menge Steine, um es stilecht zu gestalten, eine ganze Betonfabrik, aber er würde es schon richten.
Wenn hier wenigstens irgendwelche schönen Frauen stehen würden. Aber nicht mal das kriegt der HVV hin. Es ist zum Kotzen.
Der 130er kommt. Jetzt schlage ich ihm den Kopf ab.
War ganz einfach. Habe auch kein schlechtes Gewissen. Sollte ich öfters machen. Bin nur komplett voll Blut. Gut, dann sollte ich noch mal an meiner Technik feilen. Aber das sollte kein Problem sein.
Mittlerweile habe ich acht Menschen getötet. Denn acht verschiedenste Busse – Modelle, ich dachte, die kommen aus der Zukunft und so weiter – sind gekommen, aber keiner war dabei, der dem Massensterben ein Ende hätte bereiten können. Und so geht das Sterben weiter, bis der Bus kommt, den ich brauche.
(Es ist kein Witz, allein der 3er ist mindestens fünf mal gefahren!) Ich bin derweil ein blutiger Klumpen Fleisch. Aber das stört den nicht, den Erlöserfahrer, der kommen wird. Das weiß ich ganz genau.
Auf einmal schreit ein Hund. Ich kann es nicht anders sagen. Er schreit und brüllt so einen Kerl an, der mit mir das Schicksal teilt, warten zu müssen. Ich nehme das Schwert und zerteile ihn. Jetzt ist er leise. Und ich muss tun, was sonst er immer tat – einen Baum finden.
Nach einiger Zeit bin ich wieder da und sehe, dass der Bus kommt. Jetzt stehen endlich ein paar gutaussehende Mädchen da. Aber – plötzlich, natürlich – kommt der Bus, der richtige, der mit dem Erlöser. Ne o ne, schlechtes Timing, nicht mal das kann der HVV. (Meine Frau sollte wenig später fragen, ob die Gutaussehenden wenigstens mit in den Bus gestiegen sind.) Ich möchte ihn anschreien und fragen, warum alle Busse immer so fahren, dass man sie verpasst.
»Du scheißverfickter, kleiner…«, aber es geht nicht. Er ist einer, ausländischer Abstammung (darf man das so sagen?), und der denkt dann, dass ich was gegen ihn habe. Habe ich aber nicht. Ich habe nur was gegen den Bus.
Dann sehe ich den Deich und meine Magenschmerzen verschwinden.